Dr. Schrebers Vision

 
Licht, Luft und Sonne als Förderer der Gesundheit zu nutzen, dass schwebte dem am 15. Oktober 1808 in Leipzig geborenen, späteren Arzt und Pädagogen Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber vor. Er forderte Spielplätze im Grünen und den Kontakt von Kindern mit der Natur.
 
Zur Vorbeugung von Krankheiten führte Dr. Schreber das Kinderturnen ein und ließ als Vorsitzender des ersten Leipziger Turnvereins (gegründet 1845) um 1847 die erste Turnhalle der Stadt in der Holzgasse (heute Lepleystraße) errichten.
 
Der praktische Arzt veröffentlichte mehrere Aufsätze über Gesunderhaltung, wobei er (selbst ein eifriger Turner, Schwimmer und Reiter) aus eigenen Erfahrungen schöpfte und die Volksgesundheit förderte.
 
Dr. Schreber starb am 10. November 1861 im Alter von 53 Jahren. Schrebergärten hat er nie gesehen.
 

Dr. Schreber
| Bildquelle: Wikimedia (gemeinfrei)

 

 

Dr. Hauschild
| Bildquelle: Wikimedia (gemeinfrei)
 
Dr. Ernst Innozenz Hauschild (* 01.11.1808 in Dresden; † 06.08.1866 in Leipzig), welcher Direktor der ehemaligen 4. Leipziger Bürgerschule war, blieb es vorbehalten, Dr. Schrebers Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Hausschild pachtete ein Stück Wiese und errichtete darauf einen Kinderspielplatz. Um Dr. Schrebers Vorstellung zu würdigen, erhielt dieser Platz dessen Namen.
 
Der pensionierte Oberlehrer Karl Gesell, der in die Geschichte der Schrebervereine als „Spielvater Gesell“ eingegangen ist, ließ am Rande des Platzes Beete anlegen.
 
Die Kinder sollten sich bei der Gartenarbeit körperlich ertüchtigen. Aus den „Kinderbeeten“ wurden schnell „Familienbeete“. Jedes Mitglied konnte auf Wunsch ein kleines Stück Wiesenfläche erhalten, musste aber die Kosten für Umgrabung und Herrichtung selbst tragen. Da man das auf den Beeten Angebaute vor unberufenen Händen schützen wollte, friedeten die Besitzer die Beete ein und bauten zierliche Lauben – die Gärten entstanden.
 
 
⯇ Postkarten „Gruss vom Schreberplatz“ (1861)
Bildquelle: Deutsche Digitale Bibliothek / Leibnitz-Institut für Länderkunde e.V. unter CC BY-SA 4.0-Lizenz

 


 
Mit der Zusammenfassung der Parzellen wurde der erste Schreberverein Deutschlands geschaffen. Er befand sich in der Nähe des Johannaparks, dort wo die Lutherkirche steht. 12 Jahre später erfolgte der Umzug in die Aachener Straße.
 
Es entstanden weitere Schrebervereine, aus denen dann Kleingärtnervereine hervorgingen. Neu gegründete Vereine, wie unser Verein „Am Hopfenberg“ im Jahre 1938, kamen hinzu. Im gleichen Jahr erließ der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Walter Dönicke, für die Kleingärtnervereine eine „Satzung über die Aufteilung und Gestaltung von Kleingartenanlagen im Stadtgebiet Leipzig“. Auf Ordnung, Sauberkeit, gärtnerische Nutzung, Zugang für die Öffentlichkeit und Kinderfreundlichkeit wurde schon damals großer Wert gelegt.
 
In der Kleingartenordnung waren Zaunhöhen, die Wegbreiten und anderes festgelegt. Die Vereine wurden verpflichtet, die angrenzenden Straßen sauber zu halten. Jeder Verein musste einen Abraumplatz errichten und für seine jährliche Säuberung sorgen.
 
Alle Vereine mussten ein Namensschild mit einer vorgeschriebenen Größe von 100 x 65 cm am Eingang anbringen. Ab 200 m² war Kaninchenhaltung und ab 300 m² die Hühnerhaltung, vorbehaltlich des Einverständnisses der Vereinsführung, gestattet. Jede Anlage sollte einen Spielplatz mit Sandkasten und Weitsprunggrube errichten.
 
 

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